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Mami hat im Urlaubsstress wieder die Kaffeemaschine angelassen, aber statt die quengelnde Familien zurück in die Heimat kutschieren zu müssen, greift Papa zum Handy und schaltet das Ding mit einem Appwischer einfach aus der Ferne aus. So schön – und so rollenkonform – sehen die Werbespots für irgendwelche Hightech-Firmen aus, die das „Internet der Dinge“ (englisch Internet of Things, Kurzform: IoT) bewerben. Als ginge es darum, den Toaster übers Web steuern zu können.

Nein, es geht um viel, viel mehr. Das IoT ist ein Sammelbegriff für Techniken, die es ermöglicht, physische und virtuelle Gegenstände miteinander zu vernetzen und sie durch Informations- und Kommunikationstechniken zusammenarbeiten zu lassen. Zunächst einmal funktioniert das so, dass jedes Objekt eine Internetadresse erhält – und damit Informationen ins Netz funkt und im Gegenzug Daten oder Befehle empfangen kann.

Das hat weitreichende Konsequenzen. Nehmen wir Ihr Auto. Positiv betrachtet, passiert Folgendes: Die Familienkutsche stellt seine Daten aus dem Bordcomputer ins Netz, sagt Ihnen nicht nur, wann Sie tanken sollten, sondern auch wo es am günstigsten ist (die Tankstellen sind auch vernetzt) und wie sie hinkommen. Es klärt Sie auch darüber auf, dass Ihr linker Reifen etwas schlapp ist und Sie deshalb zur nächsten Werkstatt fahren sollten, das Problem ist bei Autos Ihres Typs gravierend. Die Reparaturmeister kennen Ihr Problem schon, weil der Autocomputer sich bei ihnen gemeldet hat, und haben das passende Rad schon geordert.

Super, oder?

Nicht ganz. Negativ betrachtet passiert Folgendes: Der Autohersteller weiß, dass Sie eine uralte Möhre fahren, und schickt Ihnen dauernd nervige Werbung. Und dem Fahrzeug irgendwann möglicherweise den Befehl, einfach stehen zu bleiben oder hohe Reparaturkosten zu produzieren. Ihre Bank hat währenddessen Ihre Kreditwürdigkeit dem Wert Ihres Autos angepasst, zumal sie weiß, dass Ihre Heizung bald kaputt gehen wird. Sollten Sie öfter nach Holland fahren, um Beruhigungsmittel legal einzukaufen, liest das die Polizei einfach aus Ihrem Handy (wenn sie will, kann sie das jetzt schon) – mit etwas Geschick auch Ihr Nachbar. Einmal abgesehen davon, dass jeder mit Computergrundkenntnissen und einer im Internet frei zugänglichen Software Ihren Toaster, die Videokamera an der Eingangstür sowie das Babyphone fernsteuern kann. Und abgesehen davon, dass die komplette Vernetzung der Dinge über das Internet zahllose Arbeitsplätze gefährdet, speziell im Service und im Vertrieb.

Damit aber nicht genug: Neben den Bordcomputern von Kaffeemaschinen und Autos, Panzern und Druckern, Heizungen und Rasenmähern werden immer kleinere, ins Netz eingebettete Computer überall sein. Solche so genannten Wearables sind dann mit unterschiedlichen Sensoren direkt in Kleidungsstücke eingearbeitet, unter dem Kopfkissen, auf der Haut … Sie funken Informationen über Ihren Modegeschmack, Ihre Gesundheit, Ihre Konsumgewohnheiten und Ihr Mobilitätsverhalten in die Welt, bestellen Ihre Lieblingspizza und ordern Bier und Heizöl. „Grundsätzlich werden keine Dienstleistung und kein Prozess analog bleiben“, meint auch Telekom-Vorstand Reinhard Clemens. Schon jetzt habe sich innerhalb von 20 Monaten die Anzahl von Unternehmen, die an Lösungen für das Internet der Dinge arbeiten, verdreifacht.

Und so ist auch das IoT, wie die übrige Computertechnik, eine sehr zweischneidige Angelegenheit. Während die totale Vernetzung etwa bei der Überwachung Pflegebedürftiger oder bei Service und Wartung durchaus Vorteile mit sich bringt und möglicherweise Leben rettet, ist andererseits das Überwachungspotenzial immens. Die über unsere Person bekannte Datenfülle potenziert sich dadurch, dass unsere vernetzten Alltagsgegenstände Informationen zur Verfügung stellen. Wikipedia meint dazu: „Die Daten können interessant für Wirtschaftsunternehmen, Staaten oder Organisationen sein, sodass sie einen Zugriff darauf anstreben könnten. Deren Interessen stimmen jedoch oft nicht mit denen der Nutzer überein.“

Aus Sicherheitsgründen rät der PCDOKTOR, im Augenblick sowieso möglichst keine Geräte ins Netz zu hängen. Die Sicherheitsstandards einer internetfähigen Kaffeemaschine beispielsweise sind derzeit noch dermaßen lausig, dass selbst Ihr Nachbar nach einem Computergrundkurs an der Volkshochschule von seinem Balkon aus Ihren Bohnenautomaten fernsteuern könnte. Das macht die Geräte auch anfällig für die Einbindung in Botnetze – und schwupp, ehe Sie es sich versehen, verschickt Ihre Waschmaschine plötzlich Spam-E-Mails ….