Tim Berners-Lee gilt als einer der entscheidenden Wegbereiter des modernen Internets. 1990 entwickelte er am Forschungszentrum CERN nicht einfach eine neue Technik, sondern eine Idee: das World Wide Web – ein System aus Seiten, die über Links miteinander verbunden sind. Ein Klick genügte, um von einem Gedanken zum nächsten zu springen.

Entwickelt wurde dieses erste Web auf einem damals äußerst teuren NeXT-Computer, einer Hochleistungs-Workstation von Steve Jobs’ Firma NeXT. Ironischerweise entstand ausgerechnet auf dieser exklusiven Maschine eine Technologie, die später für alle frei zugänglich sein sollte.

Genau darin lag der eigentliche Durchbruch. Wissen musste nicht mehr linear gelesen, gesucht oder mühsam übertragen werden. Es wurde verlinkt. Der Hyperlink folgt dabei einer Logik, die dem Menschen vertraut ist: Auch unser Denken verläuft nicht streng der Reihe nach, sondern assoziativ und sprunghaft. Ein Gedanke führt zum nächsten, eine Idee öffnet eine neue Tür.

Besonders für gebildete Menschen und für gründliche Recherche ist das ein enormer Vorteil. Wer Zusammenhänge kennt, kann über Links gezielt zu verwandten Themen springen, Hintergründe vertiefen, Quellen prüfen und sein Wissen vernetzen – genau so, wie es der eigene Geist ohnehin tut.

Der Hyperlink machte das Internet damit nicht nur technisch nutzbar, sondern geistig anschlussfähig: lesen, klicken, weiterdenken. Ohne technische Hürden, ohne Spezialwissen – einfach mit der Maus.

Berners-Lees wichtigste Entscheidung war jedoch eine ethische. Er bestand darauf, dass die Grundlagen des Webs frei zugänglich bleiben. 1993 stellte das CERN die Technik kostenlos zur Verfügung. Keine Lizenzen, keine Gebühren. Nur so konnte aus einem Forschungsprojekt ein weltweites Netz werden, das heute selbstverständlich per Klick genutzt wird – im Alltag, in der Arbeit, in der Bildung.

Reichtum oder Ruhm waren für ihn nie das Ziel. Seine Eltern, selbst Computerpioniere, hatten ihm früh vermittelt, dass Wissen seinen größten Wert entfaltet, wenn es geteilt wird. Diese Haltung prägt ihn bis heute.

Auch heute setzt sich Berners-Lee für ein offenes Internet ein. Er warnt vor Plattformen, die Nutzerinnen und Nutzer in geschlossenen Systemen festhalten und Daten zentral kontrollieren. Sein ursprünglicher Gedanke war ein anderer: ein Netz, in dem Menschen frei navigieren, selbst entscheiden und ihre Daten behalten.

Ohne die Idee des Hyperlinks – und ohne den Mut, das Web zu verschenken – wäre die Internetgeschichte anders verlaufen: technischer, komplizierter und weniger menschlich. Vor allem aber wäre das Internet nicht das, was wir täglich nutzen – ein Wissensraum, der unserem Denken folgt und sich mit einem Klick erschließen lässt.